Der Kunst- und Kulturverein Pappenheim hat jetzt von der Bürgerstiftung Weißenburg-Gunzenhausen für die Sanierung des alten Baderhauses in der Klosterstraße in Pappenheim eine Spende in Höhe von 1600 Euro bekommen. Mit einem ambitionierten Workshop-Konzept hat der Verein den Stiftungsrat überzeugt.
Die zweckgebundene Spende ist für die Sanierung des alten Baderhauses vorgesehen, das am Ufer des Treibwerkkanals der Städtischen Werke hinter dem vereinseigenen, früheren Büchelehaus (Klosterstraße 14) steht. Das vom Verfall bedrohte Häuschen ruht nach den Forschungen des Archivars und Ehrenbürgers Hans Navratil schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auf der ehemaligen Stadtmauer und war bis 1964 als Wohnung genutzt worden. Seitdem steht das Gebäude leer und kam mit der Erbmasse von Sieglinde Büchele in das Eigentum des Kunst- und Kulturvereins.
Nach den Plänen des Vereinsvorsitzenden Clemens Frosch soll die Sanierung als Workshop mit mehreren Seminaren vonstatten gehen. „Dabei soll den Leuten die Angst vor alter Bausubstanz genommen werden“, erklärte Frosch, der in Pappenheim auch ein Architekturbüro betreibt, bei der Spendenübergabe durch den Stiftungsvorstand Wilfried Wiedemann.
Freude an alter Bausubstanz
Die Teilnehmer sollen in einer „kleinen Bauhütte“ lernen, wie alte Gebäude ohne übertriebene Standards mit relativ einfachen Mitteln in Wert instand gesetzt werden können. Neben dem primären Ziel der Sanierung, „soll bei den Leuten auch die Freude an alter Bausubstanz geweckt werden“, führte Clemens Frosch aus.
„Das ist einmal etwas ganz Besonderes“, lobte Wilfried Wiedemann das Konzept des Kunst- und Kulturvereins. Es sei einzigartig in der Region und deshalb habe die Idee den Stiftungsrat der Bürgerstiftung gleich begeistert. Auch Wiedeman selbst sieht mit dem Projekt des Kunst- und Kulturvereins die Stiftungsziele, nämlich die Unterstützung ehrenamtlicher Gemeinschaftsprojekte, umgesetzt. „Die Dinge müssen organisiert werden, damit Gemeinschaft entsteht“, betonte Wiedemann.
Das alte Baderhaus Klosterstraße 16 (Quelle Häuserforschung Hans Navratil) ist als „kleines Häuslein oberhalb der Altmühl“ als das „Obere Baderhaus“ zum Ende des 15. Jahrhunderts hin in der Pappenheimer Häuserbeschreibung erwähnt. Die Bader waren damals die „Ärzte der kleinen Leute“, die für die Behandlung durch studierte Ärzte kein Geld hatten. Die Tätigkeit der Bader umfasste das Badewesen, Körperpflege, Kosmetik und die in der Entwicklung befindliche Chirurgie, Zahnmedizin und Augenheilkunde. Der Bader arbeitete auch als Scherer oder Barbier, der Haare und Bart schnitt.
Von 1488 bis 1628 wirkten im Oberen Baderhaus insgesamt 16 Baderfamilien. Danach – es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges – verfiel das Gebäude und ist in der berühmten Pappenheimer Stadtkarte aus dem Jahre 1664 gar nicht mehr eingetragen.
Im Jahre 1800 baute die gräfliche Standesherrschaft an der Stelle das neue Schlachthaus für die Metzgerzunft, weil das Schlachthaus zwischen dem Färberhaus und dem damaligen Schlösschen an der Altmühl 1799 abgebrochen worden war.
1857 war das Gebäude erneut baufällig und die Stadt kaufte es zehn Jahre später, um es wieder als Schlachthaus zu sanieren. Anfang des 20. Jahrhunderts stand das Haus leer und wurde dann von 1944 bis 1964 als Wohnung genutzt.
Im Jahre 1970 kaufte Sieglinde Büchele das Haus. Sie vererbte ihr Anwesen Klosterstraße 14 und 16 dem Kunst- und Kulturverein, der damals noch Förderverein für Kunst und Kultur hieß.
Bericht und Foto: Peter Prusakow, Weißenburger Tagblatt